Der Weg der Eisenbahndämme
Schweden hatte einst ein ziemlich feinmaschiges Eisenbahnnetz. Die Schienenleger arbeiteten fleissig in der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts, u. auch heute noch werden Bahnstrecken gebaut.
Aber die Leute ziehen weg, die verschiedenen Erzvorkommen nehmen ein Ende, die Nachfrage nach verschiedenen Waren schwindet, u. überall ist die Konkurrenz heutzutage mörderisch. Kleinere Ortschaften u. manchmal ganze Gegenden werden ausgeschaltet, u. damit natürlich auch die existierenden Eisenbahnwege.
Von Schwedens in den 30-er Jahren so umfangreichen Eisenbahnnetz (17500 km) sind 600 Meilen (6000 km) niedergelegt worden. Davon wurde ein Teil umgepflügt, ein Teil wurde zu Strassen u. Fahrradwegen in der Nähe von Ortschaften, kürzere Abschnitte werden als Museumbahnen u. Draisinen betrieben, während man den grössten Teil zuwachsen liess.
Erst nach drei Jahren darf man auf der niedergelegten Bahn die Schienen entfernen, zum Teil bleiben sie nur noch für Warentransporte liegen. Aber wenn diese Stadien durchlaufen sind, kann jeder beliebige beim Verkehrswesen ein Stück kaufen. Sind keine interessierten Spekulanten zu finden, fällt der Boden nach einer Zeit wieder dem früheren Besitzer zu.
Es sind also Teile dieses natürlich vorkommenden Reichtums, die SCS (schwedische Fahrradgesellschaft) für den Bau von Fahrradwegen ausnutzen will. Einen ganz zugewachsenen Eisenbahndamm zu restaurieren, kostet eine ganze Menge. Wir rechnen damit, dass es 30-40 Millionen kostet, den Weg der Eisenbahndämme aufs beste aufzurüsten.
Alle niedergelegten Eisenbahnwege sind nicht touristisch interessant. Die Eisenbahn verschwand ja, weil die Leute wegzogen, die Dienstleistungen aufhörten u. die Landschaft zuwuchs. Also kaum etwas für Touristen. Auch schnurgerade Strecken durch einförmige Landschaft erhöht nicht die Besucherzahl. In Wirklichkeit haben ziemlich wenige niedergelegte Eisenbahnstrecken eine grössere Chance, attraktiv u. touristisch ”lohnend” zu werden.
Der Weg der Eisenbahndämme (Halmstad-Ljungby-Karlshamn) gehört zu den leuchtenden Ausnahmen. Alle Strecken sind leicht zu radeln, was ein allgemeiner Vorteil ist, aber hier geht der Eisenbahndamm zudem dauernd durch schöne u. abwechslungsreiche Landschaft. Die Dörfer sind noch da, u. die Bahnhofsatmosfäre ist weitgehend erhalten. Es macht einen netten Eindruck, wenn man immer noch den Namen des Dorfes am Bahnhof lesen kann. An vielen Stellen gibt es immer noch Bahnsignale, Bahnsteige und Magazine. Die Dienstleistungen sind auch nicht verschwunden, vielerorts nimmt die Dorfgemeinschaft im Gegenteil zu – voller Ideen u. Optimismus.
Die Natur ist grossartig mit ausgedehnten Eichen-u. Buchenwäldern, Naturreservaten, Wasserläufen u. grossen Seen. Simlångsdalen (das Simlångstal) ist für seine Schönheit bekannt, der Weg überquert mehrere grössere Flüsse u. folgt Mörrumsån (dem Mörrumsfluss) viele Meilen-vielleicht das beste Lachsfischwasser der Welt. Die Seen Bolmen u. Åsnen sind eindrucksvoll, u. inmitten alldessen findet man eine Menge Sehenswürdigkeiten. Hüttenbetriebe, Güter, Schlösser u. Herrenhöfe, stattliche vorgeschichtliche Denkmäler u. moderne Attraktionen.
Nach den meilenweiten Sandsträndern der Laholmsbucht folgen die dramatischen Fälle des Flusses Fylleån, die schönen Moore von Finnweden u. die abwechslungsreiche Kulturlandschaft von Sunnerbo (Landschaft der Märchen)- ein richtiges Småland. Der Wald hat gewiss in den letzten Jahren einen Teil zurückerobert, aber die zahlreichen Wasserläufe lassen Licht hereinkommen. Und die Bevölkerung ist wie bekannt fleissig, man gibt nicht gleich auf.
Bei Vislanda drüben öffnet sich das Gelände wieder u. man schaut bis zum Horizont über die Seen Salen u. Åsnen, bevor man in Schwedens Garten eintaucht, vorbei an Hemsjö, Svängsta u. Asarum. Haben wir vergessen, die Metropolen des Eisenbahndamm-Weges zu erwähnen-Halmstad, Ljungby u. Karlshamn. Über die kannst du an anderer Stelle in diesem Heft mehr lesen.